E
s zog bis weit außerhalb des HiFi-Zir-
kels Kreise: Dynaudios 1989 vor-
gestelltes „Buch der W ahrheit“.
Kernaussage in flapsiger Abwandlung eines
Schlagerhits: „Dänen lügen nicht!“. Das im
dänischen Skanderborg produzierende
Unternehmen stellte damals auf frisch-
freche Art seine Anstrengungen und Ent-
wicklungen heraus, die dem heiligsten
Ziel von der High Fidelity dienen: der
naturgetreuen Musikwiedergabe.
Der Satz wurde zum geflügelten Wort
und prägt bis heute Dynaudios Image
stärker als jede andere Werbekampagne.
Wer sich die 25 Jahre alte Broschüre noch
einmal vornimmt, findet dort
schon das meiste, was einem in
der aktuellen Confidence C2
begegnet. Statt die Welt alle
paar Jahre mit vermeintlich
bahnbrechenden neuen Erfin-
dungen von kurzer Halbwert-
zeit zu beglücken, setzen die
Skandinavier lieber auf Ver-
tiefung und Verfeinerung ihrer
Technologien. So erlangt man Authenti-
zität und Glaubwürdigkeit.
Dass dieses Vorgehen weniger Neuhei-
ten zur Folge hat, nimmt man offenbar in
Kauf. Die Confidence C2 erschien bereits
vor zwölf Jahren und wurde erst 2011 per
Keramikfilmwiderständen für den Hoch-
tonzweig oder einer OFC-Kupferinnen-
verkabelung, aber ohne Tamtam zur „Sig-
nature“-Ausführung überarbeitet. Weil
die Techniker nun offenbar kein weiteres
Verbesserungspotenzial sahen, gibt es sie
seit Kurzem als „Platinum“-Version - mit
schwarzem statt grauem Trägerprofil für
die Chassis sowie insgesamt optisch nob-
lerem Schliff. Trotzdem: Aufregend ist
irgendwie anders.
Für mich war und ist die spezielle C2
dennoch eine der heißesten Bräute auf
dem Heiratsmarkt für Lautsprecher - lie-
ben wir sie denn nicht, unsere Boxen?
Ungleich rassiger als die ins Generelle
tendierende C4 und ganz klar in der Tra-
dition der divenhaften Zwei-Wege-Rakete
Confidence 3, die zwar höchste Ansprü-
che an Elektronik, Aufstellung und Ver-
kabelung stellte, dann jedoch ihren Hörer
ins HiFi-Nirvana schoss.
Was die Voraussetzungen für eine
solche Performance anbelangt, haben
die Dänen ihre C2 entschärft. Doch ein
mit Mut zum Extrem und Know-how
geschaffenes hochaudiophiles Konzent-
rat ist auch sie: satte 154 Zentimeter hoch,
STICHWORT
Innere Dämpfung:
Sie beschreibt, wie
zügig in der Membran
die von der Schwing-
spule zugeführte
Bewegungsenergie
abklingt, damit das
Diaphragma nicht
nachschwingt.
dabei in ihrem makellosen Hochglanz-Fi-
nish elegant, zudem rank und schlank
sowie mit zwei gerade mal 13 Zentimeter
durchmessenden, von einer rückwärtigen
Bassreflexöffnung unterstützten Tiefmit-
teltönern nebst einem Paar 28-Millime-
ter-Kalotten für Frequenzen oberhalb von
2200 Hertz bestückt.
Dies ist Dynaudios Interpretation des
Zwei-Wege-Konzepts auf Top-Niveau.
Da müssen die Treiber erste Sahne sein:
Für die unteren Lagen setzen die Dänen
auf solche mit bewährter MSP-Membran
(Magnesium-Silikat-Polymer), der sie ein
nahezu ideales Verhältnis von Steifigkeit,
niedrigem Gewicht und inne-
rer Dämpfung zuschreiben und
feie über eine große Schwing-
fepule präzise antreiben. Diese
ist mit leichtem Aluminium-
draht bewickelt, der sich wie-
derum um einen ebenfalls mas-
feearmen, temperaturstabilen
Kaptonträger windet.
Für
die
Höhen
kommt
mit
dem
Esotar2
einer
der
bes-
ten,
in
Jahrzehnten
optim ierter
Tweeter zum Einsatz. Ein „Precision
Coating“ steht seit einiger Zeit für eine
noch gleichmäßigere Beschichtung seines
Gewebes und damit für bestes Rundstrahl-
verhalten bei maximaler Akkuratesse.
Überhaupt werden die Dänen nicht müde
zu unterstreichen, dass der Fortschritt in
den Details liege und deshalb etwa ein
2014er-W oofer ungleich besser sei als
einer gleichen Typs von 2004.
Die Chassis sitzen in symmetrischer
Anordnung auf einem dicken, dem
schmalen Gehäuse vorgesetzten MDF-
Profil, dessen rundlich und tailliert aus-
geformte Kanten ein ungleichmäßiges
Abreißen der Schallwellen erzeugen,
was störende Überlagerungen wie Aus-
D D C r e d u z ie r t s t ö r e n d e
R e f le x io n e n v o n F u ß b o d e n
u n d Z im m e r d e c k e
löschungen vermeiden soll. Die Kalot-
ten sind auf ein zehn Millimeter dickes
Metallprofil montiert, das Detailverlusten
durch Eigenbewegung entgegenwirkt.
Eine Besonderheit und sicherlich effek-
tive Maßnahme, um die Performance der
Chassis von frühen Reflexionen ungetrübt
an den Hörer zu bringen, ist „Dynaudio
Directivity Control“. Laut Hersteller ergibt
sich durch die Anordnung der Chassis in
Verbindung mit Kniffen in der Frequenz-
weiche ein Bündelungseffekt der Schall-
keule in der Vertikalen, so dass weniger
Die versenkten Spikes lassen sich per Inbus
ausfahren sowie in der Höhe verstellen
Single-Wiring mit nur einem
Paar Anschlussbuchsen ist bei
Dynaudio gute Tradition (l.).
Für höchste Performance wird
das feine Gewebe der Esotar2-
Kalotte (u.) präzise beschichtet